„Das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU ist für alle Beteiligten eine Katastrophe. Um die Schäden zu minimieren, braucht es für beide Seiten eine Lösung, die den harten Brexit klar dominiert. Beide Seiten müssen Zugeständnisse machen. Die beste Lösung wäre ein Exit aus dem Brexit“, so Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D., Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft beim ifo Institut in München und designierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.

„Die aktuellen Entwicklungen im Vereinigten Königreich waren für uns Anlass Herrn Prof. Felbermayr als exzellenten Ökonomen zu unserem Investment Talk nach Wien einzuladen. Wir freuen uns sehr, dass er zu diesem brisanten Thema einen umfassenden Überblick gegeben hat“, so Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl und Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Josef Zechner, beide Mitglieder der Leitung des Spängler IQAM Research Center sowie Mitglieder der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest.

Brexit: Warum?

Das Vereinigte Königreich hat von der EU nicht so stark profitiert wie andere Länder: Die Messung von Handelsströmen der letzten Jahrzehnte zeigt, dass in den 90er Jahren der Höhepunkt des EU-Anteils im Handel des Vereinigten Königreichs erreicht war. „Dieser Vorteil ist in den letzten 20 Jahren wieder auf das Niveau des Jahres 1973 gesunken, dem EU-Beitrittsjahr des Vereinigten Königreichs“, konkretisiert Felbermayr. Auch die EU-Osterweiterung hat für das Vereinigte Königreich keine wesentlichen zusätzlichen Marktanteile gebracht, auch nicht für die Finanzindustrie. Bei Dienstleistungen ist der EU-Anteil mit 60 % deutlich höher als bei Gütern mit 18 % – siehe Grafiken im PDF.

Noch nie war die Mitgliedschaft so teuer und so wenig wert

Während der Anteil der EU am Außenhandel des Vereinigten Königreichs in den Jahren vor dem Brexit-Referendum stark gesunken ist, hat der Nettobeitrag, den das Vereinigte Königreich in das EU-Budget leistet, im Jahr 2015 mit 12 Milliarden Euro sein höchstes Niveau erreicht, das entspricht 0,5 % des BIP. Damit war die Mitgliedschaft im Jahr vor dem Referendum so teuer wie noch nie und der Wert der Mitgliedschaft historisch niedrig. Dies sind zwei ökonomische Argumente der Brexit-Befürworter, denen man laut Felbermayr beipflichten muss.

Wie ein Brexit noch verhindert werden kann

„Ein Brexit könnte abgewendet werden, wenn die EU bereit wäre, die Regeln der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU so anzupassen, dass eine weitere Vollmitgliedschaft Großbritanniens in einem zweiten Referendum die Mehrheit erhält. Ist dies nicht möglich, so wäre eine dauerhafte Zollunion kombiniert mit einer Reihe bilateraler Absprachen à la Suisse die nächstbeste Option. Sie würde sicherstellen, dass die wirtschaftlichen Friktionen sehr begrenzt blieben, und dass das Vereinigte Königreich handelspolitisch Teil der EU bliebe“, so Felbermayr abschließend.

Spängler IQAM Research Center als Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis

Ziel der Kooperation zwischen Spängler IQAM Invest, TU Wien und WU Wirtschaftsuniversität Wien ist die Umsetzung von aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen in praktisch einsetzbare Asset- und Risikomanagementstrategien voranzutreiben. Das Spängler IQAM Research Center strebt eine führende Rolle als Plattform für Wissenschaftler, Praxisexperten und die Öffentlichkeit im Bereich Asset Management an. Die Erhöhung der Sicherheit, die Ertragsziele von Investoren zu erreichen, ist Spängler IQAM Invest dabei wichtig. Durch Förderung von Know-how im Finanzbereich und damit erhöhter Transparenz soll dies unterstützt werden.

Im Advisory Board des Spängler IQAM Research Center sitzen prominente Finanzökonomen von amerikanischen, britischen, französischen, deutschen und österreichischen Universitäten. Im Rahmen von Investment Talks holt das Spängler IQAM Research Center jährlich viele Top-Wirtschaftsexperten auf das Podium. Mehr Informationen finden Sie auch unter www.iqam-researchcenter.com.

Über Prof. Felbermayr

Prof. Gabriel Felbermayr, Ph.D. ist Direktor des Zentrums für Außenwirtschaft am Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Er hat außerdem den Lehrstuhl für Reale und Monetäre Außenwirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Fragen zur Handelspolitik, Entwicklungsökonomik und Umweltpolitik. Am 1. März 2019 wird er die Nachfolge von Dennis Snower als Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft antreten.