Der Euro Unternehmensanleihen Markt hat seit Jahresbeginn das schlechteste Ergebnis seiner gesamten Historie verzeichnet. Trotz der positiven Performance der letzten Wochen liegt er mit einem Verlust von -8,25 % Anfang August noch immer meilenweit hinter dem bisher schlechtesten Halbjahresergebnis der vergangenen 30 Jahre. Sogar das Jahr der globalen Finanzkrise 2008 verzeichnete „nur“ ein Minus von -2 %. Auch im Jahr 2020 lag der Verlust bei -1,45 %, obwohl es im Frühjahr einen starken Einbruch aufgrund der Covid-19-Pandemie gab.

Immobiliensektor, Versorger und Energietitel unter Druck
Hauptbelastungsfaktor war die rasante Zinswende, zu Jahresbeginn war für dieses Jahr noch keine Zinserhöhung eingepreist, doch die explodierenden Inflationszahlen zwangen die Notenbanken zu drastischem Handeln und zu Erhöhungen der Leitzinsen. Im Juni beendete die Europäischen Zentralbank ihr Anleihen-Kaufprogramm und erhöhte den Leitzinssatz um 50 Basispunkte, für September wird mit einer ähnlichen Erhöhung gerechnet.

Seit Jahresbeginn konnten sich Financials gegenüber anderen Sektoren behaupten. Ein Grund: Banken können von steigenden Zinsen profitieren. Besonders unter Druck kamen hingegen Real Estate-Emittenten. Gerade der Immobiliensektor leidet unter den steigenden Finanzierungskosten. „Versorger und Energietitel verzeichneten überproportionale Verluste. In diesen Sektoren haben wir in unseren Portfolios kaum investiert“, sagt Isolde Lindorfer, CEFA, Fondsmanagerin und Spezialistin für Anleihen bei IQAM Invest. „Viele dieser Emittenten sind aufgrund unseres Nachhaltigkeits-Ansatzes nicht in den Portfolios und andere Emittenten sind aufgrund ihrer unterdurchschnittlichen Scores nicht vertreten, obwohl sie unseren nachhaltigen Kriterien entsprechen.“

Auch Euro-Staatsanleihen verzeichneten im vergangenen Kalenderjahr einen historisch hohen Verlust. Der bisher schlechteste Jahreswert wurde im Jahr 2016/2017 mit -3,46 % erreicht, bereits im ersten Halbjahr 2022 erreichte der Euro-Staatsanleihenmarkt ein Minus von 12 %. Im Vergleich zum bisher schlechtesten Halbjahresergebnis 1994 (-3,31 %) ist der Verlust in dieser Periode fast viermal so hoch. Mit Anfang August liegen wir immerhin noch bei -8 %.

Das Zeitfenster der Europäischen Zentralbank für Zinserhöhungen ist dieses Mal besonders kurz, da sich die wirtschaftliche Entwicklung bereits wieder deutlich abkühlt. Deshalb ist auch nicht zu erwarten, dass sich diese Dynamik bis zum Jahresende fortsetzen wird. „Das Rentenjahr 2022 wird als das schlechteste Euro-Rentenjahr in die Geschichte eingehen“, so Lindorfer abschließend.