„Italien hat ein enormes Erpressungspotenzial und ist offensichtlich auch bereit, die EU unter Druck zu setzen. Ganz nach dem Motto: Zahlt, oder wir gehen", so Dr. Franz Schellhorn, Direktor der Agenda Austria beim Investment Talk des Spängler IQAM Research Center im TUtheSky in Wien. „Es wird schlimmer werden, bevor es besser wird. Italien wird im Streit mit der EU-Kommission nicht nachgeben, da die Funktionsperiode der aktuellen EU-Kommission bald endet und die angedrohten Sanktionen mit 0,1 % des BIP gedeckelt sind“, beschreibt Dr. Thomas Steinberger, CIO, Geschäftsführer und Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest die Situation in Italien.

„Angesichts der Eskalation der politischen Krise in Italien ist es uns wichtig, die Anleger über die brandaktuellen Entwicklungen und die möglichen Konsequenzen eines Ausfalls Italiens zu informieren. Daher haben wir zu diesem Investment Talk eingeladen“, so Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl und Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Josef Zechner, beide Mitglieder der Leitung des Spängler IQAM Research Center sowie Mitglieder der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest.

Wird Italien das zweite Griechenland werden?

Weitere Downgrades durch US-Ratingagenturen könnten eine akute Finanzierungskrise in Italien auslösen. Italien ist mit 2.310 Milliarden Euro Schulden der größte Schuldner in der Euro-Zone. Österreich hat im Vergleich dazu 289 Milliarden Euro Staatsschulden und Deutschland 2.043 Milliarden Euro. „Die europäischen Institutionen sind zwar für den Fall einer Staatsinsolvenz viel besser vorbereitet als im Jahr 2010. Die Frage ist jedoch, ob die italienische Regierung im Falle einer Staatsinsolvenz eher über ein Troika-Programm oder über den Austritt aus der Eurozone verhandeln möchte“, sagt Dr. Thomas Steinberger, CIO, Geschäftsführer und Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest.

„Ein Ausfall Italiens in der Höhe des Schuldenschnitts in Griechenland würde einen Schaden von rund 1.200 Milliarden Euro bedeuten, das entspricht rund 10 % des BIP der gesamten Eurozone“, so Steinberger weiter. Selbst wenn nur die im Ausland gehaltenen Schulden tatsächlich ausfallen, beträgt der potenzielle Schaden über 700 Milliarden Euro.

Italien ist Opfer hausgemachter Probleme

„Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Italien heute zwar niedrigere Staatsausgaben als vor der Krise. Das aber nur dank niedriger Zinsen. Italien ist kein Opfer der Austerität (Anm. strenge Sparpolitik zur Verringerung der Staatsverschuldung), sondern ein Opfer hausgemachter Probleme", so Schellhorn in seiner Präsentation. 

Italien leidet unter strukturellen Schwächen: „Italien leidet vor allem an der schwachen Produktivität seiner Wirtschaft. Das Problem lässt sich mit höheren Schulden nicht lösen, sondern nur mit engagierten Reformen", erklärt Schellhorn. „Der industrialisierte Norden Italiens ist eine im europäischen Vergleich reiche Region, hat aber seit der Finanzkrise Probleme im internationalen Wettbewerb“, ergänzt Steinberger.

Wie ist Italiens Problem zu lösen?

Es gibt unterschiedliche Szenarien: Erstens: Italien wird im Euro günstiger (freiwillige Deflation), kürzt Löhne, Pensionen und Staatsausgaben, investiert in Forschung und stärkt den Standort. Zweitens: Die Euro-Staaten werden teurer, Italiens relative Wettbewerbsposition verbessert sich. Drittens: Die Eurozone wird zur Transferunion, Eurobonds werden ausgegeben, der Norden haftet für die Schulden des Südens. Viertens: „Die Kapitalmärkte bringen Italien zur Vernunft“, so Schellhorn abschließend.

Spängler IQAM Research Center als Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis

Ziel der Kooperation zwischen Spängler IQAM Invest, TU Wien und WU Wirtschaftsuniversität Wien ist die Umsetzung von aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen in praktisch einsetzbare Asset- und Risikomanagementstrategien voranzutreiben. Das Spängler IQAM Research Center strebt eine führende Rolle als Plattform für Wissenschaftler, Praxisexperten und die Öffentlichkeit im Bereich Asset Management an. Die Erhöhung der Sicherheit, die Ertragsziele von Investoren zu erreichen, ist Spängler IQAM Invest dabei wichtig. Durch Förderung von Know-how im Finanzbereich und damit erhöhter Transparenz soll dies unterstützt werden. Im Advisory Board des Spängler IQAM Research Center sitzen prominente Finanzökonomen von amerikanischen, britischen, französischen, deutschen und österreichischen Universitäten. Im Rahmen von Investment Talks holt das Spängler IQAM Research Center jährlich viele Top-Wirtschaftsexperten auf das Podium. Mehr Informationen finden Sie auch unter www.iqam-researchcenter.com.

Im Bild v.l.n.r.: Dr. Thomas Steinberger, Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl, , Dr. Franz Schellhorn und Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Josef Zechner (Spängler IQAM Invest / Abdruck honorarfrei)